Das Augsburger Wassersystem als UNESCO-Welterbe
Die fünf Bereiche Wasserläufe & -kanäle, Wasserbauwerke, Trinkwasserwerke, Kraftwerke und Monumentalbrunnen bilden in Augsburg ein komplexes wasserwirtschaftliches System mit bedeutenden technischen, architektonischen und industriearchäologischen Denkmälern aus der Zeit vom 15. bis zum frühen 20. Jahrhundert – die 22 Objekte. Um dieses einzigartige System zu schützen und für die ganze Welt sichtbar zu machen, hat sich die Stadt um den Titel UNESCO-Welterbe beworben.
Das Wassersystem der Stadt Augsburg wurde schließlich im Juli 2019 zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Am 02. Juni 2024 ist Welterbetag. Passend hierzu findet der Augsburger Welterbelauf statt, dessen Strecken an bis zu neun der insgesamt 22 Welterbe-Objekte vorbei führen. Diese seht ihr unten aufgeführt und kurz erklärt. Weitere und umfassende Informationen zur gesamten Welterbe-Stätte findet ihr auf der Homepage des Augsburger Wassersystems.
Augustusbrunnen
Im Start- und Zielbereich am Augsburger Rathausplatz wartet mit dem Augustusbrunnen bereits das erste Welterbe-Objekt auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Die drei monumentalen Brunnen mit Bronzefiguren sind der künstlerische Höhepunkt des Wassersystems. Den ersten schuf 1594 Hubert Gerhard. In der Mitte steht der Stadtgründer Augustus als Friedenskaiser, die vier Flussgötter symbolisieren die Hauptgewässer Augsburgs: Lech, Wertach und Singold sowie den künstlich für Trinkwasser angelegten Brunnenbach.
Merkurbrunnen
Im Anschluss passieren alle Läuferinnen und Läufer den Merkurbrunnen in der Maximilianstraße.
Der Brunnen stammt von Adriaen de Vries aus dem Jahr 1599. Die Bronzegruppe auf dem Pfeiler im Becken stellt Merkur und zu dessen Füßen Amor dar, der dem Gott des Handels die Sandalen löst. Dies versinnbildlicht den Wunsch und die Gewissheit, dass Merkur in Augsburg bleibt und den blühenden Handel und damit den Wohlstand in der Stadt hält.
Herkulesbrunnen
Mit dem Herkulesbrunnen führt die Strecke ebenso am letzten der drei Monumentalbrunnen vorbei.
Der Herkulesbrunnen stammt von Adriaen de Vries und wurde 1602 fertiggestellt. Zusammen mit dem Merkurbrunnen zählt er zu den größten Werken, die der Künstler je geschaffen hat. Der Held Herkules kämpft gegen die Hydra, einem vielköpfigen Wasserungeheuer. Er steht als Symbol für Tugend und ist ein Sinnbild eines idealen Gemeinwesens.
Wasserwerk am Roten Tor
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Halbmarathons, des 10km Laufs und des 3,2km Laufs passieren auf ihrem weiteren Weg das Wasserwerk am Roten Tor.
Das Ensemble der drei Wassertürme ist wahrscheinlich das älteste bekannte Wasserwerk Mitteleuropas. Seit etwa 1416 versorgte es die Stadt mit Trinkwasser. Seine Pumpsysteme waren in ganz Europa bewunderte technische Einrichtungen und bestanden über viereinhalb Jahrhunderte bis 1880.
Kanustrecke am Eiskanal
Nach einer größeren Distanz verläuft die Strecke des Halbmarathons entlang der Kanustrecke am Eiskanal.
Für die Olympischen Spiele 1972 wurde der historische Eiskanal zur weltweit ersten künstlichen Wildwasser-Kanustrecke ausgebaut. So gehört zur jahrhundertelangen Kontinuität des Augsburger Wassersystems auch der moderne Sport. Die Strecke wird noch heute für internationale Wettbewerbe genutzt.
Wasserwerk am Hochablass
Direkt anschließend liegt das Wasserwerk am Hochablass vor den Halbmarathon Läuferinnen und Läufern.
Mit dem neuen Wasserwerk begann 1879/80 in Augsburg die moderne Wasserversorgung. Grundwasser ersetzte Quellwasser, Druckkessel lösten erstmals die alten Wassertürme ab. Das stellte neue hygienische und technische Standards für die Trinkwasserversorgung einer Großstadt auf.
Lechwehr am Hochablass
Bevor der Kuhsee umrundet wird, führt die Strecke nun über das Lechwehr am Hochablass.
Der Hochablass steht seit jeher für den Beginn der Augsburger Wasserkraftnutzung. An dieser Wehranlage wird das Wasser für die meisten Kanäle der Stadt abgezweigt. Die heutige Anlage stammt bis auf wenige erneuerte technische Teile von 1911/12.
Lechkanäle
Zurück in der Innenstadt verläuft die Strecke erneut für alle Läuferinnen und Läufer entlang der Lechkanäle.
Seit über 1000 Jahren liefern die Kanäle Energie. Erstmals erwähnt sind sie im Stadtrecht von 1276. Sie waren unverzichtbar für die Wasserversorgung der vielen Handwerksbetriebe, die mit Mühlrädern ihre Maschinen antrieben, und später für die Fabriken und die Stromerzeugung.
Stadtmetzg
Als abschließendes Welterbe-Objekt passieren alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Stadtmetzg.
Das Gebäude wurde 1609 von Elias Holl errichtet. Das Besondere war die innovative Verwendung von Kanalwasser: Der Vordere Lech wurde durch die Stadtmetzg geleitet, um dadurch das Fleisch zu kühlen und die Abfälle zu entsorgen.